Staatskanzlei


68. Jahrestag der Befreiung: Platzeck eröffnet Dauerausstellung in Ravensbrück – Landesorden für engagierte Verfolgte des Naziregimes - Regierungsvertreter auf zahlreichen Veranstaltungen in den Gedenkstätten

veröffentlicht am 21.04.2013

In den brandenburgischen Gedenkstätten Ravensbrück und Sachsenhausen haben heute Überlebende der Befreiung der Häftlinge der nationalsozialistischen Konzentrationslager vor 68 Jahren gedacht. Zugegen waren auch zahlreicher Vertreter der Landesregierung. „Das Leid der Opfer des natio-nalsozialistischen Terrors ist uns immer gegenwärtig“, sagte Ministerpräsident Matthias Platzeck in der Gedenkstätte Ravensbrück. Bei der Eröffnung der neuen Dauerausstellung zu Geschichte und Nachgeschichte des KZ mahnte Platzeck zugleich eine verstärkte Auseinandersetzung mit dem Rechtsextremismus an: „Kritische Wachsamkeit gehört zu den Kernanforderungen an unsere Zivilgesellschaft“. Der stellvertretende Ministerpräsident, Finanzminister Helmuth Markov, Kulturministerin Sabine Kunst, Umweltmi-nisterin Anita Tack, Kulturstaatssekretär Martin Gorholt und Justizstaats-sekretär Ronald Pienkny waren ebenfalls Gäste von Gedenkveranstaltungen im Land Brandenburg. Ministerpräsident Platzeck erinnerte daran, dass Ravensbrück das größte Frau-en-KZ der Nationalsozialisten war. Die Menschen seien dort gequält, gefoltert und umgebracht worden. Der Ministerpräsident äußerte hohen Respekt und Dank dafür, dass viele Überlebende ihre ganze Kraft aufbrächten, um ihr Wissen an junge Menschen weiter zu geben. In diesen Zusammenhang stellte der Minister-präsident die neue Ausstellung in Ravensbrück: „Hier bekommen die Gäste einen Einblick in die Biografien der Opfer und eine Vorstellung von Unrecht, Schmerz und Leid, aber auch von Hoffnung, Mut und Freundschaft.“ Der Ministerpräsident fasste zusammen: „In Ravensbrück hat die Erinnerung eine Zukunft“. Die Ausstel-lung werde dazu beitragen, „der fatalen Bequemlichkeit des Vergessens und Ver-drängens zu widerstehen“. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung verlieh Platzeck den Verdienstorden des Landes Brandenburg an die Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees, Annette Chalut. Gewürdigt wird damit ihr Jahrzehnte langes Engage-ment für die Verfolgten des Naziregimes. Platzeck: „Noch heute, im hohen Alter, setzt sie sich unermüdlich dafür ein, dass die Verbrechen des Nationalsozialismus niemals vergessen werden. Seit Jahrzehnten wirkt sie als Zeitzeugin in Vorträgen, Interviews, Filmen – in Frankreich und in anderen europäischen Ländern.“ Nach Worten Platzecks ist es von besonderer Bedeutung, dass sie sich als Präsidentin des Internationalen Ravensbrück-Komitees für den Erhalt der historischen Stätte des Frauenkonzentrationslagers engagiert. Nach der Ausstellungseröffnung fand am frühen Nachmittag die zentrale Gedenk-veranstaltung statt. Dabei sagte Kulturministerin Kunst: „Wir gedenken heute der vielen Opfer, die in Ravensbrück unter unvorstellbaren Bedingungen leiden mussten. Es ist wichtig, dass wir uns der Geschichte und der Verantwortung stel-len. Die Gedenkstätte Ravensbrück als authentischer Ort ist für die Erinnerungs-kultur im Land dabei von großer Bedeutung. Die vielfältigen Aktivitäten der Ge-denkstätte, insbesondere die intensive Arbeit mit Zeitzeugen werden ganz deutlich wahrgenommen. Beeindruckend sind auch die ausgestellten Erinnerungsstücke. So zeugen die von den Häftlingen unter widrigsten Bedingungen verbotenerweise hergestellten Kunstgegenstände von ihrem Willen zur Selbstbehauptung und einer Solidarität unter den Häftlingen. Das gemeinsame Erinnern an das, was den Ge-fangenen in Ravensbrück angetan wurde, ist wichtig auch für unser soziales Zu-sammenleben heute. Es ist ein zentraler Bestandteil eines gesamtgesellschaftli-ches Engagements für eine wehrhafte Demokratie.“ Kunst vertrat die Landesregie-rung auch am Abend beim Empfang des Internationalen Ravensbrück-Komitees. Bei der zentralen Gedenkveranstaltung im früheren Konzentrationslager Sach-senhausen betonte der stellvertretende Ministerpräsident Markov, sich zu erin-nern, sei ein Auftrag: “Er gilt über Generationen hinweg. Er war Verpflichtung für die, die vor uns Verantwortung trugen. Er gilt für uns, und er wird Auftrag bleiben für die, die nach uns kommen. In Deutschland wird dieser Auftrag immer gelten.“ Markov weiter wörtlich: „Es bewegt mich sehr, dass so viele ehemalige Sachsen-hausener Häftlinge trotz der grauenhaften Geschehnisse, die sie mit diesem Ort verbinden, den Faden der Erinnerung wieder aufnehmen und sich 68 Jahre nach der Befreiung noch einmal ihrem leidvollen Schicksal stellen. Wir grüßen und ehren auch diejenigen, die nicht mehr die Kraft hatten, hierher zu kommen.“ Bran-denburg gedenke all derer, die in Konzentrations- und Vernichtungslagern, in den Ghettos oder Gefängnisse aus rassischen, politischen oder religiösen Gründen oder weil sie Jude, Sinti, Roma, Kommunist oder Homosexueller waren, umge-bracht wurden“. Am morgigen Montag wird im Auftrag der Landesregierung bei der Gedenkveran-staltung im ehemaligen Außenlager Klinkerwerk in Oranienburg ein Kranz nie-dergelegt. Hier befand sich eines der am meisten gefürchteten Außenlager des KZ Sachsenhausen. Am 22. und 23. April 1945 hatten sowjetische und polnische Soldaten im KZ Sachsenhausen mehr als 3.000 kranke Häftlinge befreit. Am 30. April 1945 erlang-ten durch die Rote Armee auch die Gefangenen im KZ Ravensbrück ihre Freiheit. In beiden Konzentrationslagern wurden Zehntausende von den Nazis ermordet.