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Lehde-Fest mit traditionellem Kahnkorso im Spreewald
Lehde-Fest mit traditionellem Kahnkorso im Spreewald Foto: picture alliance/dpa-Zentralbild

Bevölkerung

Die flächige Ausdehnung Brandenburgs hat zur Folge, dass der „typische Brandenburger“ nur schwerlich beschrieben werden kann. Die Einflüsse aller angrenzenden Länder und Regionen sind einfach zu vielfältig. Auf die sprachlichen Ausläufer Berlins etwa trifft man vor allem im sogenannten Speckgürtel, der sich direkt um die Bundeshauptstadt herum befindet. Auch hier verwechselt man gern "dir" und "dich" oder spricht von sich als "icke". Arbeitet man sich ein Stück landeinwärts vor, wird man die Beschaulichkeit und den Unterschied zur Großstadt deutlich spüren. Kleine Häuschen mit akkurat gepflegten Vorgärten und vor allem Wasserflächen, Wälder und Wiesen sind eine Kombination, die man in den zahlreichen ländlich und kleinstädtisch geprägten Gebieten häufig finden kann. Die weniger zahlreichen Menschen sind eher zurückhaltend und begegnen Fremden mit mehr Distanz und ohne Selbstdarstellung. „Die Themenvielfalt ist so groß wie überall; worauf es ankommt, ist, sie mit dem kleinstmöglichen Wortaufwand zu bewältigen“, analysiert die Schriftstellerin Antje Rávic Strubel augenzwinkernd als wesentliches Prinzip eines brandenburgischen Gesprächs.

Starker Zuwachs im Metropolenraum

Schenkt man aktuellen Bevölkerungsprognosen Glauben, wird in Zukunft rund die Hälfte der Brandenburger Bevölkerung im Speckgürtel – und damit auf nur zehn Prozent der Landesfläche – leben, während sich die andere Hälfte der Bevölkerung auf weitläufige 90 Prozent der Fläche verteilt.

Dass Brandenburg altes plattdeutsches Gebiet ist, merkt man sprachlich vor allem in Richtung des jetzt schon dünn besiedelten Nordens. Im Westen setzen sich der Anhaltiner und ein leicht sächsischer Dialekt durch, im Süden und Südosten in Richtung Lausitz wird das "R" gerollt und die Sprache klingt abgehackter.

Sorben/Wenden

Die Niederlausitz (ebenso wie die Oberlausitz im Freistaat Sachsen) ist die Heimat der Sorben, in Brandenburg auch als Wenden bezeichnet. Das Volk der Sorben/Wenden bildet eine der vier in Deutschland anerkannten nationalen Minderheiten. Eine eigene Sprache, Kultur und Geschichte sind wichtige Kriterien, die eine nationale Minderheit charakterisieren, ebenso der Wunsch, diese Identität zu bewahren und die Tatsache bereits seit Jahrhunderten in Deutschland heimisch zu sein. Die Vorfahren der Sorben sind slawische Stämme, die im Zuge der Völkerwanderung vor mehr als 1400 Jahren das Land zwischen Oder und Elbe/Saale, zwischen Ostsee und den deutschen Mittelgebirgen besiedelten. Die wachsende Dominanz deutscher Sprache und Kultur in allen Lebensbereichen, häufig noch verstärkt durch Unterdrückung des Sorbischen/Wendischen in Kirche, Schule und Öffentlichkeit in früherer Zeit, führte zum Rückgang des Siedlungsgebietes und beinahe zum Verlust sorbischer Sprache und Kultur. Die Sorben sind das kleinste slawische Volk, vollbrachten aber wie kaum ein anderes Volk vergleichbarer Größe beachtliche Leistungen in Kunst, Kultur und Wissenschaft. Die sorbischen Bräuche sind wie viele slawische Bräuche heidnischen Ursprungs und werden in abgewandelter Form noch heute mit großer Beliebtheit gepflegt. Viele Sitten und Bräuche gruppieren sich um christliche Hauptfeste oder ordnen sich in den Ablauf des bäuerlichen Arbeitsjahres ein. Weit verbreitet sind Winter- und Frühlingsbräuche wie die Vogelhochzeit, wendische Fastnacht, Hexenbrennen und Maibaumwerfen oder Erntebräuche wie das Hahnrupfen, Stoppelreiten und Kranzstechen. Zu diesen Anlässen tragen die jungen Mädchen häufig ihre Festtracht.

Dass gern gefeiert wird, ist dann auch die verbindende Eigenschaft für alle Brandenburgerinnen und Brandenburger. Nicht selten wird dabei mit Feuer hantiert: Ein Osterfeuer brennt in fast allen Gemeinden, das Herbstfeuer und zahlreiche andere Feuer zwischendurch werden gern und oft durch die "Freiwilligen Feuerwehren" organisiert. Ebenfalls typisch sind Sommerfeste, idealerweise idyllisch an Seen oder Kanälen mit Lampionzauber und Feuerwerk. Und zur Not tut’s auch der heimische Grill im hübschen Häuschen mit Garten.

Erholung im Grünen

Bei Freizeitaktivitäten spielt die Natur eine große Rolle für den Brandenburger. Radtouren, Boot fahren, Pilze suchen, Schlittschuh laufen oder einfach durchs satte Grün wandern drängen sich bei Brandenburgs landschaftlichem Reichtum gerade zu auf. So ist es auch nicht verwunderlich, dass es viele ehemalige Berliner in das Umland zieht. „Berlin hat Glück – es ist von Brandenburg umgeben!“ fasst es Regisseur Andreas Dresen zusammen. Kürzer und treffender könnte es auch ein waschechter Brandenburger nicht ausdrücken.