Menschen leben gern in Brandenburg: Zufriedenheit und finanzielle Sicherheit gestiegen, erhöhtes Vertrauen in Institutionen, Zukunftssorgen bleiben, knappe Mehrheit sieht Land auf Kurs
Brandenburg-Monitor 2024:
veröffentlicht am 19.11.2024
Die Brandenburgerinnen und Brandenburger schätzen die Natur und den Zusammenhalt in ihrem Bundesland. Die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und der persönlichen finanziellen Situation ist zudem gestiegen. Dennoch machen sie sich Sorgen um die Zukunft ihrer Kinder. Das zeigt der neue Brandenburg-Monitor, den die Bevollmächtigte des Landes Brandenburg beim Bund, Staatssekretärin Dr. Friederike Haase, heute dem Kabinett vorstellte. Der Brandenburg-Monitor wird seit 2018 alle zwei Jahre im Auftrag der Staatskanzlei erhoben. Für die aktuelle Studie hat die Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen (forsa) insgesamt 1.040 wahlberechtigte Brandenburgerinnen und Brandenburger im Zeitraum vom 16. Juli bis 13. August 2024 online befragt. Die Präsentation wurde im Detail durch Dr. Peter Matuschek von forsa erläutert.
Auf der anschließenden Pressekonferenz kommentierte Staatssekretärin Haase die Ergebnisse: „Mehr als 90 Prozent der Brandenburgerinnen und Brandenburger leben gerne hier. Das stimmt uns sehr optimistisch. Etwa neun von zehn sind mit ihrer individuellen Lebenssituation zufrieden und vier von fünf schätzen auch ihre persönliche finanzielle Situation als gut bis sehr gut ein. Das sind mit deutlichem Abstand die bisher positivsten Umfragewerte seit der ersten Erhebung des Brandenburg-Monitors im Jahr 2018. Dennoch machen sich die Menschen Sorgen um ihre Zukunft und die ihrer Kinder.“
Im Rahmen der Untersuchung wurden die Lebenssituation der Bevölkerung im Land Brandenburg, ihre Zukunftserwartungen, Sorgen und Werte sowie ihre Einschätzungen der politischen Lage und Entwicklung des Landes ermittelt. Die diesjährige Befragung knüpfte inhaltlich an die Brandenburg-Monitore der Vorjahre an. Als Sonderthema wurden im diesjährigen Monitor Fragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt im Land gestellt.
Vergleichsfrageblock 2024 zu 2022 zur persönlichen Lebenssituation:
- Die Lebenszufriedenheit ist gegenüber 2022 gestiegen: 85 Prozent sind sehr oder eher zufrieden (2022: 70 Prozent).
- Der Anteil der Menschen mit sehr guter oder guter finanzieller Situation stieg auf 80 Prozent (2022: 50 Prozent).
- Nur noch 27 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung ihrer finanziellen Lage (2022: 40 Prozent).
- Dennoch schauen nur 51 Prozent der Menschen zuversichtlich in die Zukunft (2022: 62 Prozent).
- Die Sorgen um Arbeitsplatz- und Wohnsituation, Zukunft der Kinder und finanzielle Absicherung sind gegenüber 2022 gesunken.
- Demgegenüber sind mit 35 Prozentpunkten mehr Befragte um Gewalt und Kriminalität im direkten Wohnumfeld besorgt (2022: 29 Prozent).
Trotz der persönlich positiv eingeschätzten Situation ist nur gut jeder Zweite (52 Prozent) der Ansicht, dass sich das Land in die richtige Richtung bewegen würde. Vor allem bei dem Thema Gerechtigkeit erwarten die Brandenburgerinnen und Brandenburger keine Verbesserung in den nächsten Jahren.
Haase: „Wie auch bei anderen Umfragen sind damit die Aussagen scheinbar widersprüchlich. Die Brandenburgerinnen und Brandenburger stehen jedoch weiter für demokratische Werte ein. Das Vertrauen in staatliche Institutionen vor Ort und im Land ist weiterhin hoch und sogar angestiegen. Das sind gute Entwicklungen. Laut Umfrage sehen die Menschen unter anderem in einer bürgernahen Politik eine Möglichkeit, das gesellschaftliche Miteinander zu verbessern. Hier sehen wir eine wichtige Aufgabe für die zukünftige Landesregierung: Durch gute politische Entscheidungen und transparentes Vorgehen müssen wir den Menschen im Land wieder Vertrauen und Zuversicht geben.“
Vergleichsfrageblock 2024 zu 2022 zur Entwicklung und Politik des Landes:
- Mit 52 Prozent vertritt eine knappe Mehrheit der Befragten die Auffassung, dass sich Brandenburg in die richtige Richtung entwickelt (2022: 56 Prozent).
- 46 Prozent der Befragten sind mit der Arbeit der Landesregierung zufrieden. Damit bewegen sich die Ergebnisse auf dem Niveau von 2018 (2022: 44 Prozent).
- Als zu bearbeitende Problemfelder werden Migration, Rechtsruck und Bildung am häufigsten genannt. 2022 dominierten noch die Themen Klimawandel, soziale Ungerechtigkeit und Wohnraumsituation.
- Das Interesse an Politik bei den Brandenburgerinnen und Brandenburgern ist mit 65 Prozent im Vergleich zu den vorangegangenen Erhebungen der Vorjahre gestiegen (2022: 53 Prozent). Politik in Brandenburg interessiert 53 Prozent (2022: 46 Prozent).
- Gut informiert über die Politik in Brandenburg fühlen sich 42 Prozent (2022: 45 Prozent).
- Die wichtigste politische Informationsquelle (39 Prozent) ist weiterhin das Fernsehen, auch wenn die Bedeutung weiter abnimmt (2022: 46 Prozent). Nachrichtenseiten im Internet (35 Prozent) und Radio (31 Prozent) nehmen in ihrer Bedeutung als Informationsquelle zu (2022: je 28 Prozent).
- Das Vertrauen in Institutionen wie Feuerwehren und Rettungsdienste (97 Prozent; 2022: 89 Prozent), Polizei (74 Prozent, 2022: 64 Prozent und Gerichte (63 Prozent, 2022: 46 Prozent) ist deutlich angestiegen. Auch Parteien (60 Prozent, 2022: 44 Prozent), Landesregierung (42 Prozent, 2022: 30 Prozent) und Landtag (39 Prozent, 2022: 29 Prozent), Bürgermeistern und Verwaltungen (je 53 Prozent, 2022: 39 und 40 Prozent) wird wieder mehr Vertrauen entgegengebracht als 2022.
Sonderfragenblock zum gesellschaftlichen Miteinander
- 93 Prozent der Teilnehmenden der Studie leben gerne in Brandenburg.
- Eine Mehrheit von 66 Prozent schätzt das Miteinander der verschiedenen Bevölkerungsgruppen als harmonisch und rücksichtsvoll ein.
- Dennoch sind 51 Prozent der Meinung, dass sich das gesellschaftliche Miteinander in den letzten Jahren eher verschlechtert habe.
- Als Gründe dafür werden u.a. fehlende Gemeinschaft, gereizte Stimmung, Diskussionskultur und Misstrauen in Institutionen hervorgehoben.
- Am wenigsten kommen laut Umfrage Umweltbewusste und -unbewusste miteinander aus, mit dem politischen System Zufriedene und Unzufriedene sowie Deutsche und Ausländer.
- Konfliktpotential im Alltag gibt es bei den Themen Migration, Politik und generelles Miteinander.
- Um das gesellschaftliche Klima zu verbessern, werden u.a. mehr Transparenz und Bürgernähe in der Politik (19 Prozent), soziale Gerechtigkeit (15 Prozent) sowie mehr Rücksicht und miteinander reden (14 Prozent) vorgeschlagen.
- Demokratische Werte, wie Freiheit, Eigenverantwortung, Recht und Ordnung, Chancengleichheit, Zusammenhalt und Gleichberechtigung (zwischen 95 und 98 Prozent) sind immer noch für fast alle Menschen im Land wichtige Grundsätze des Miteinanders. Religiosität und Glaube (22 Prozent) sowie freie Marktwirtschaft (42 Prozent) nehmen in ihrer gesellschaftlichen Bedeutung weiter ab.
Anlage: Präsentation Brandenburg-Monitor 2024 (PDF-Datei)