Staatskanzlei

Woidke: „Die Energie von 1989 für die Zukunft nutzen“ – Brandenburg gedenkt der Friedlichen Revolution

veröffentlicht am 09.11.2024

Mit einer zentralen Festveranstaltung in Frankfurt (Oder) hat das Land Brandenburg heute an die Friedliche Revolution und den Fall der Mauer am 9. November 1989 erinnert. Die Landesregierung, der Landtag und die Landesbeauftragte für die Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur gedachten gemeinsam mit der Stadt Frankfurt (Oder) und rund 250 Gästen aus Deutschland und Polen auch der Opfer der Mauer. Die Festrede hielt der Direktor des Europäischen Solidarność-Zentrums Gdańsk (Danzig), Basil Kerski. Er schilderte den Umbruch aus polnischer Sicht. Umrahmt wurde der Festakt mit einem Film über die Ereignisse 1989 in Frankfurt (Oder).

Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke betonte in seiner Ansprache: „Es war ein unglaubliches Glücksgefühl, als ich heute vor genau 35 Jahren die Menschen auf der Mauer feiern sah! Was die SED-Diktatur zynisch einen antifaschistischen Schutzwall nannte, war in Wirklichkeit die Gefängniswand Ostdeutschlands. Aber dem Druck der Friedlichen Revolution hielt diese Gefängnismauer nicht stand. Eingebettet war die Friedliche Revolution in die vielfältigen Veränderungen in Mittel- und Osteuropa. Und ganz besonders in den Freiheitskampf der polnischen Solidarność Die politischen Umwälzungen der 1980er Jahre sind auch oder gerade heute noch von großer Bedeutung. Denn mit ihnen begann der Prozess der Osterweiterung der EU und der NATO. Für unsere Nachbarinnen und Nachbarn in Polen und den baltischen Staaten ist die Mitgliedschaft in EU und NATO eine Lebensversicherung. Wir sehen auf ganz besonders schreckliche Weise in der Ukraine, wie es Staaten ergeht, die diese Absicherung nicht haben.“

Woidke weiter: „Der gemeinsame Weg, den wir als wiedervereinigtes Deutschland gehen durften, ist deshalb ein ganz besonderer. Ich bin überzeugt, dass sich daraus auch Verantwortung ergibt: Was am 9. November 1989 begann, bleibt ein Auftrag für die Zukunft. Einiges von der damaligen Aufbruchsstimmung und dem Gemeinschaftsgefühl brauchen wir auch heute. Belassen wir es also nicht bei Erinnerungen, sondern nutzen unsere Energie, um den erfolgreichen Weg Ostdeutschlands fortzusetzen.“

Landtagspräsidentin Prof. Dr. Ulrike Liedtke sagte in ihrer Rede: „Wahrscheinlich erinnert sich jeder, der in der DDR aufgewachsen ist, noch daran, was er am 9. November 1989 gemacht hat. Plötzlich war der ganze Alltag politisch. Wir haben erfahren, dass wir Politik verändern können, dass Meinungsfreiheit ebenso normal ist wie überallhin reisen zu können. Wir hatten ein hoffungsvolles Bild von der Zukunft einer freiheitlichen und offenen Gesellschaft und erlebten die eigene Gestaltungsmacht. Noch heute empfinde ich eine tiefe Dankbarkeit gegenüber jenen Menschen, die den Mut zu Solidarność hatten, die den eisernen Vorhang in Ungarn öffneten, die den Sinn von Glasnost und Perestroika verstanden.

Liedtke weiter: „So wie wir vor 35 Jahren als Teil einer ostmitteldeutschen Freiheitsbewegung die Chance zur Demokratie bekamen und mit vollem Herzen nutzten, so wünsche ich sie mir heute für ein geeintes, friedliches Europa. In Frankfurt (Oder) und Słubice sind wir Vorreiter dafür. Darauf können wir sehr stolz sein, in Brandenburg und in den polnischen Wojewodschaften. In diesem Miteinander wächst Freude an gemeinsamem Denken und Tun. Erneuern wir täglich unser leidenschaftliches Engagement für die Demokratie, für ihre Vielstimmigkeit, ihr immer im Werden sein, ihre Utopie und ihre Schönheit.“

Die Aufarbeitungsbeauftragte Dr. Maria Nooke: „Der Mauerfall gehört zu den glücklichsten Momenten der Friedlichen Revolution und der deutschen Geschichte. Heute würdigen wir die Menschen, die ihren Protest im Herbst 1989 mutig auf die Straßen trugen. Ihre Kraft zur Selbstermächtigung brachte das unsägliche Bauwerk zum Einsturz und eröffnete den Weg zur deutschen Einheit, zu Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Dies wird in der Rückschau oft von den schwierigen Erfahrungen der Transformationszeit überlagert, was bisweilen zu verklärten Blicken auf eine DDR führt, die es so nie gegeben hat. Es ist für uns alle wichtig, den Aufbruch von 1989 zu erinnern und zu feiern, um daraus Impulse für die Gestaltung der Zukunft zu gewinnen.“

Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke: „Wir fühlen uns heute geehrt und hervorgehoben. Es erfüllt uns mit Stolz und Freude, dass Frankfurt (Oder) Ausrichtungsort dieser zentralen Veranstaltung des Landes Brandenburg ist. Es ist eine gute Wahl, denn der Geist der friedlichen Revolution in der DDR hat sich hier fortgesetzt. Frankfurt (Oder), die Stadt der Brückenbauerinnen und Brückenbauer, hat in den zurückliegenden Jahrzehnten immer wieder die Hand ausgestreckt in Richtung Osteuropa. Friedlich und freundlich. So wurden aus Nachbarn Partner und aus Partnern Freunde. Unmöglich wären die Geschehnisse von 1989 in der DDR gewesen, ohne die vorherigen Ereignisse in Polen. An einem Tag wie heute ist es uns wichtig, auch dies in Erinnerung zu bringen.“

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