Staatskanzlei

„Ort mit doppelter Vergangenheit“ – Gorholt dankt Überlebenden der Lager in Mühlberg für das Wachhalten von Erinnerung

Mahn- und Gedenktreffen der Initiativgruppe Lager Mühlberg

veröffentlicht am 01.09.2018

Staatskanzleichef Martin Gorholt mahnt, die Erinnerung an die Leiden des 2. Weltkriegs und seiner Folgen wachzuhalten. Beim 28. Mahn- und Gedenktreffen der Initiativgruppe Lager Mühlberg sagte Gorholt am heutigen Antikriegstag in der Elbe-Stadt: „Das Besondere hier ist, dass die doppelte Vergangenheit des Ortes bewusst wahrgenommen und aufgearbeitet wird. Hier wird der Blick auf die ganze Geschichte gelenkt, auf die vielen Schicksale der Opfer beider Lager."

Im ehemaligen Stammlager Mühlberg wurden zwischen 1939 und dem Kriegsende von dem nationalsozialistischem Terrorregime tausende Kriegsgefangene, unter anderen Polen, Dänen, Serben, Franzosen, Briten und Sowjetsoldaten interniert. Zusammengepfercht und jenseits jeder menschenwürdigen Behandlung hatten besonders letztere kaum eine Überlebenschance. Im September 1945 übernahm der sowjetische Geheimdienst NKWD den Ort des Grauens und gründete das Speziallager Nr. 1. Bis 1948 wurden über 21.000 Menschen ohne rechtsstaatliche Grundlage und ohne Urteil festgehalten. Etwa 7.000 starben. Erst seit 1990 ist es möglich, die Geschichte des Lagers zusammen mit den Einzelschicksalen zu ergründen.

Gorholt: „Die Initiativgruppe lenkt den Blick auf die Opfer beider Lager. Und dieser unverstellte Blick ermöglicht ein würdiges Gedenken. Deshalb danke ich allen ehemaligen Häftlingen für ihr Kommen. Die Einzelschicksale der Inhaftierten sind unverzichtbar, um das Geschehene zu verstehen. Die Geschichte wird nur durch den Einzelfall greifbar. Dadurch, dass jemand vor uns steht, der uns berichtet, was sich zugetragen hat. Das Wichtigste ist, junge Menschen an das Geschehene zu erinnern, ihnen ein Gefühl für die Vergangenheit zu geben. Es kann keinen Schlussstrich geben. Wir müssen heute feststellen, wie schwer es ist dafür zu sorgen, dass Menschen Antworten auf ihre Sorgen und Ängste nicht in Fremdenfeindlichkeit oder Intoleranz suchen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern erfordert unermüdlichen Einsatz."

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