Staatskanzlei

Zeichen gegen das Vergessen: Sally-Bein-Gymnasium Beelitz erinnert mit Stolperschwelle an ermordete Jüdinnen und Juden

veröffentlicht am 25.09.2024

Das Sally-Bein-Gymnasium in Beelitz (Potsdam-Mittelmark) erinnert seit heute mit einer Stolperschwelle des Künstlers Gunter Demnig an seinen Namensgeber, den von Nationalsozialisten deportierten und ermordeten Juden Samuel „Sally“ Bein. Ministerpräsident Dr. Dietmar Woidke dankte den Schülerinnen und Schülern des Gymnasiums für die Initiative zum Gedenken an Sally Bein, seine Familie und die Kinder der einst von ihm auf dem Gelände des heutigen Gymnasiums betriebenen Israelitischen Erziehungsanstalt für junge Menschen mit Behinderungen. 

Woidke unterstrich: „Wir sind heute hier, um gemeinsam ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen. Wir erinnern an Menschen, die diesen Ort einst mit Leben erfüllten, dann aber vom menschenverachtenden NS-Regime deportiert und ermordet wurden. Wir erinnern an Samuel ‚Sally‘ Bein, seine Frau Rebeka und seine Kinder. Seine Kinder, das waren sowohl seine beiden Töchter, aber auch seine geistig oder körperlich behinderten Schützlinge, denen er mit Bildung einen möglichst selbständigen Weg ins Leben ebnen wollte. Die für ihn so wichtig waren, dass er sie bis ins Vernichtungslager Sobibor begleitete.“

An die Lehrkräfte und Schülerschaft gerichtet sagte Woidke: „Ich bin sehr dankbar, dass das heutige Gymnasium ‚Sally‘ Bein und seiner Familie ein ehrendes Gedenken bereitet. Die Auseinandersetzung mit dem Holocaust ist sicher kein einfaches Thema, nicht für das Kollegium und nicht für die Schülerschaft. Deshalb bin ich froh, dass Sie alle an diesem wichtigen historischen Ort vor der Vergangenheit nicht die Augen verschließen. Dass Sie genau hinsehen und sich erinnern und auch für kommende Schülergenerationen die Erinnerung ermöglichen.“

Zudem würdigte er die unermüdliche Arbeit des Künstlers Gunter Demnig: „Ihnen spreche ich meinen großen Respekt aus. Sie haben in über 30 Jahren und über 30 Ländern mehr als 100.000 Stolpersteine und auch einige Stolperschwellen verlegt und von Initiativen verlegen lassen. Sie ermöglichen uns so eine persönliche und intensive Auseinandersetzung mit unserer Geschichte und den individuellen Geschichten der Menschen, die mit diesem jeweils speziellen Ort verbunden sind.“

Der Einsatz für Kinder hat Leben von Samuel „Sally“ Bein geprägt. 1908 übernahm er die Leitung der gerade neueröffneten Israelitischen Erziehungsanstalt Wilhelm-Auguste-Viktoria-Stiftung in Beelitz. Gemeinsam mit seiner Frau Rebeka unterrichtete und betreute er zunächst 34 Kinder mit besonderen Bedürfnissen – immer mit dem Ziel, sie in der jüdischen Tradition zu erziehen und ihnen die Möglichkeit zu vermitteln, später einen Beruf auszuüben. Die Zahl der Kinder stieg mit der Zeit auf bis zu 70. Zwischen 1908 und 1938 wurden so 240 Jungen und 140 Mädchen auf ihr Erwachsenenleben vorbereitet. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde die Arbeit immer schwieriger und schließlich unmöglich. Im Sommer 1942 wurden die Familie, das verbliebene Heimpersonal und die Kinder deportiert und schließlich im Vernichtungslager Sobibor ermordet. Dort wurden Schätzungen zufolge etwa 250.000 Jüdinnen und Juden getötet.

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