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Buchpräsentation „... sonst kommst du nach Schwedt“ (Archiv)

Buchlesung am 16. Juni um 19 Uhr

Foto: Blick aus einer Zelle im ehemaligen Millitärgefängnis
Blick aus einer Zelle im ehemaligen Millitärgefängnis
Das Stadtmuseum Schwedt/Oder lädt alle Interessierten am Mittwoch, dem 16. Juni 2010, um 19 Uhr zu einer Buchlesung in den Berlischky-Pavillon ein. Zu Gast ist Klaus Auerswald, der Autor des Buches „... sonst kommst du nach Schwedt!“ – Bericht eines Militärstrafgefangenen.

„Nach Stunden kamen wir an. Die Sonne schien und blendete mich, als ich aus der Zelle ins Freie fiel. Ich wurde aufgehoben und begann, meinen Körper allmählich an den aufrechten Gang zu gewöhnen, während das grüne Personal die Formalitäten mit dem blauen Haftpersonal regelte. Die Ware Mensch wurde übergeben, ohne äußerliche Beschädigungen. Meine innerlichen Schmerzen waren Privatangelegenheit, sie wurden nicht registriert. Mir tat jetzt auch noch viel mehr weh, als nur der Unterleib. Mein ganzer Körper war nur noch ein einziger Schmerz. Nur gebeugt und mühselig konnte ich noch laufen, eben bis in das Zimmer meiner neuen Gefährten. Von der Umgebung bekam ich wenig mit. Drei Baracken, ringsherum Stacheldraht, Wachtürme, Hunde ...“

Klaus Auerswald war im Militärgefängnis in Schwedt inhaftiert. Der ehemalige Soldat wurde 1968 wegen angeblich „mehrfach begangener staatsfeindlicher Hetze“ zu einem Jahr und acht Monaten Freiheitsstrafe verurteilt. Seine staatsfeindliche Hetze hatte darin bestanden, dass er sich kritisch mit dem Einmarsch der sowjetischen Truppen in der damaligen ÄŒSSR auseinandersetzte.

Das Militärgefängnis Schwedt war das einzige Militärgefängnis der Deutschen Demokratischen Republik und befand sich in der nordostbrandenburgischen Stadt Schwedt an der Oder. Es wurde zur Inhaftierung von Angehörigen der Nationalen Volksarmee genutzt. Die Gründe für die Inhaftierungen teilen sich zur Hälfte in normale Straftaten wie Körperverletzung oder Diebstahl sowie in Militärstraftaten wie Befehlsverweigerung, Fahnenflucht oder Alkohol im Dienst. Am 26. April 1990 wurde der letzte Militärstrafgefangene entlassen und am 31. Mai 1990 wurde die Einrichtung geschlossen. Die Gefangenenbaracken wurden in den 1990er Jahren abgerissen.

In dem Buch „… sonst kommst du nach SCHWEDT!“ skizziert Klaus Auerswald – der gebürtige Dresdner lebt heute in Leipzig – seine Erlebnisse, die er als inhaftierter Militärangehöriger sammeln musste. Seinem Bericht liegen die einschlägigen Akten zugrunde, die Auerswald nach der politischen Wende einsehen durfte. Herausgekommen ist ein dokumentarisches Zeugnis, das einen tiefen und zugleich erschütternden Einblick in die DDR-Militärstrafpraxis gewährt.

„Durch die Abschaffung des Unrechtssystems DDR mit samt der Stasi kam ich in den freudigen und zuckersüßen Genuss der Rehabilitierung und zum ersten Mal konnte ich nun auch meine Anklageschrift und mein Urteil außerhalb der Gefängnismauern in den Händen halten und damit das Unrecht und die Willkür in der DDR belegen«, schreibt Auerswald am Ende seines Buches. »Dies bereitete mir eine große Genugtuung. Mit Freuden zeigte ich nun den SED-Bekannten in meiner Umgebung die bundesdeutsche Gerichtsverfügung, die bestätigte, dass ich, auch im Sinne des DDR-Rechtes, zu Unrecht verurteilt worden war.“

Um telefonische Anmeldung wird gebeten (Stadtmuseum: 03332 23460). Der Eintritt ist frei.

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