Gedenken an die Opfer der Novemberpogrome - Land unterstützt Konzert in Eberswalde
veröffentlicht am 06.11.2019
Ministerpräsident Dietmar Woidke ruft zu einem breiten gesellschaftlichen Zusammenhalt und einem friedlichen Miteinander aller Menschen unabhängig von Herkunft und Religion auf. Anlässlich des 81. Jahrestages der Novemberpogrome der Nationalsozialisten am 09. November 1938 mahnte er heute: „Wir müssen die Erinnerung an die Verbrechen der Nazis, an das unermessliche Leid der unzähligen jüdischen Opfer des Nationalsozialismus wachhalten. Wir müssen uns jeder Geschichtsklitterung entgegenstellen. Das ist unsere Pflicht. Gerade jetzt. Denn Fremdenhass und Antisemitismus greifen wieder um sich. Angriffe auf jüdisches Leben häufen sich. Dem müssen wir uns mit aller Vehemenz entgegenstellen."
Die Landesregierung unterstützt Initiativen für Toleranz und Weltoffenheit, gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit. Dazu gehört auch ein besonderes Konzert am Samstag (9. November) bei den „Tagen der Erinnerung" in Eberswalde. Zum Gedenken an die Opfer der Pogromnacht und des Holocaust organisiert der Verein „Choriner Musiksommer" ein Konzert, auf dem Sephardische Musik zu hören ist.
Die Veranstaltung mit dem Projekt „Semitones" wird vom Land mit 6.000 Euro aus Lottomitteln gefördert. Das Geld stellen der Ministerpräsident und das Europaministerium bereit. Woidke: „Mit den ‚Tagen der Erinnerung‘ und dem Konzert der ‚Semitones‘ wird Eberswalde weit über die Stadtgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erzeugen. Es ist ein besonderes Konzert zu einem besonders wichtigen Anlass."
Sephardische Musik stammt von Juden, die einst auf der iberischen Halbinsel lebten. Der Musikstil verbindet jüdische und islamische Elemente. Bei den „Semitones" begegnen sich die türkisch-jüdische Sängerin Hadass Pal Yarden und der deutsch-algerische Sänger und Multiinstrumentalist Momo Djender mit dem Max Doehlemann Trio aus Berlin. In Arabisch, Hebräisch, Ladino, Türkisch und Französisch sowie mit traditionellen Instrumenten wie Mandol, Oud und Duduk entführen die Musiker in jüdisch-muslimische Klangwelten.
Das Konzert ist Teil des Eberswalder Gedenkens an die Pogromnacht vor 81 Jahren, in der auch die Synagoge der Stadt zerstört wurde. Bei den Novemberpogromen in der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 organisierten SA- und SS-Trupps gewalttätige Übergriffe auf die jüdische Bevölkerung. Mehrere hundert Synagogen in ganz Deutschland wurden in Brand gesetzt, mindestens 8.000 jüdische Geschäfte zerstört sowie zahllose Wohnungen verwüstet. Die Pogromnacht forderte rund 400 Todesopfer. 30.000 Juden wurden in dieser Nacht und den folgenden Tagen verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. Die antisemitischen Ausschreitungen markierten den Übergang von der Diskriminierung seit 1933 zur systematischen Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden.