Julia Andres
wurde 1987 in Schwedt/Oder geboren. Sie studierte an der Universität der Künste Berlin bei Prof. Christoph Huntgeburth Instrumentalpädagogik sowie Blockflöte und schloss mit dem Bachelor of Music „Alte Musik“ ab. Durch ein Aufbaustudium bei Susanne Fröhlich mit dem Abschluss Master of Music „Instrumentalsolist Neue Musik“ konnte sie ihre Fähigkeiten weiter vertiefen. Nach dem Studium erhielt sie ein Stipendium von „Live Music Now“. Mit ihrem Ensemble „Nexus Baroque“ konnte sie schon viele Preise erringen, u. a. den 3. Preis beim „1. internationalen Berliner Bach Wettbewerb, den 2. Preis beim Kammermusikwettbewerb der Alice-Samter-Stiftung 2014 in Berlin sowie Ensemble in Residence „Rheinsberger Hofkapelle 2014“. Sie wurde Preisträgerin des „Eeemerging Project Prize“ bei der „York Early Music Competition” 2015 und gewann den Publikumspreis und den 2. Preis beim “Biagio Marini Wettbewerb“ 2016 in Neuburg an der Donau.
Wie sind Sie an die Musik- und Kunstschule Schwedt gekommen?
Ich bin quasi hineingeboren worden. Meine Mutter unterrichtet hier. Seit ich denken kann, ist die Musik- und Kunstschule mein zweites Zuhause. Dabei wechselten sich jeden Tag Keramik- und Malereikurse, Chor, Gesangs-, Klavier- und Theorieunterricht neben meinem Hauptfach und den Ensemblestunden ab. Ich entschied mich hier zu arbeiten, weil ich keine andere Musikschule kenne, die ein so qualitätsvolles Umfeld hat, um Kindern Musik nahe zu bringen.
Was begeistert Sie an Ihrer Arbeit?
Am meisten das intensive Eintauchen in die Materie. Wie kann ich das Material, die Noten, so zum Klingen bringen, dass die innere Kraft der Komposition voll zum Ausdruck kommt. Hinzu kommt die Faszination der Körperkontrolle. Das permanente Ausloten der eigenen Fähigkeiten und das bewusste Kontrollieren von feinen Unterschieden im Musizieren, die den Klang des Stückes jedes Mal anders formen. Außerdem begeistert mich die aktive Kommunikation und Interaktion beim Musizieren. Das „Musik Spielen“ ist für mich eng mit dem elementaren „Spielen“ verbunden.
Wieso wollten Sie damals das Instrument lernen, das Sie jetzt unterrichten?
Als ich mit 6 Jahren begann, Blockflöte zu lernen, war das noch keine bewusste Entscheidung. Doch dann bin ich einfach dabei geblieben. Genau das war mein Glück, denn erst so konnte ich die Bandbreite und den Facettenreichtum des Instrumentes kennenlernen. Zwar ist die Blockflöte als Anfängerinstrument verpönt – genau darin liegt aber die Herausforderung. Erst wenn man es schafft, aus den Kinderschuhen des Instrumentes herauszukommen, lernt man die wahre Schönheit des Instrumentes kennen. Und so verliebte ich mich erst mit der Zeit in den Klang und die Musik, die auf diesem Instrument gespielt wird.
Wie würden Sie Ihr Instrument charakterisieren?
Die Blockflöte ist vielseitig, warm, klar, direkt, brillant, weich, fragil und stabil zugleich.
Wie motivieren Sie Ihre Schüler, schwierige Etüden zu üben?
Für mich gibt es zwei Möglichkeiten: Auf die sportliche Art – so lange trainieren bis man sein Ziel erreicht oder den Rekord geknackt hat. Oder auf die spielerische Art – beispielsweise in der Etüde nach musikalischen Elementen wie Frage und Antwort suchen, sich eine Geschichte ausdenken oder andere Möglichkeiten finden, um die Tonabfolge zu einem musikalischen Erlebnis werden zu lassen, dessen Einübung Freude bereitet.
Können Sie Ihren Schülern heute zu einem Musikstudium raten?
Ja und nein. Es kommt sehr auf die Persönlichkeit des Schülers an. Der Beruf des Musikers erfordert heute so viele Facetten. Es reicht leider nicht mehr aus, nur ein fabelhafter Instrumentalist zu sein. Es gibt durchaus Musiker, die brillant spielen, aber auch sie brauchen Glück, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Begabung, Disziplin, Hingabe, Kreativität, pädagogisches & wirtschaftliches Geschick, eigenes Zeitmanagement, Bühnenpräsenz, permanente Selbstreflektion, Aufrechterhalten und Steigern der eigenen Fähigkeiten auf dem Instrument sind einige Eigenschaften, die heute zum Handwerk eines Musikers auf dem freien Markt gehören. Der angehende Musiker muss sich dessen bewusst sein, dass er diesen Anforderungen, in individuell unterschiedlichen Gewichtungen, gerecht werden muss.
Was wären Sie heute, wenn Sie nicht Musik studiert hätten?
Ich hätte wahrscheinlich etwas Handwerkliches oder Künstlerisches gemacht. Vielleicht Restauratorin, Schneiderin, Bühnenbild oder, oder, oder. Es gibt so vieles.
Ihr letzter Ohrwurm?
Je nachdem welche Konzerte gerade intensiv geübt wurden. Im Moment wechseln sich Fragmente von Dario Castellos "Sonata X" und Biagio Marinis "La Monica" ab. Die können einem schon mal den Schlaf rauben.