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Martin Heinrich Böhme

Architekt

geboren 1676 wahrscheinlich in Augsburg
gestorben 21.05.1725 in Berlin

Martin Heinrich Böhme war ein mit der Architekturtheorie vertrauter, begabter Architekt, der ein Gefühl für Proportionen und gute architektonische Detailgestaltung hatte. Sein Pech war, dass seine Hauptschaffenszeit während der Regentschaft Friedrich Wilhelm I. (Soldatenkönig, 1713–1740) lag, der kaum neue Bauvorhaben beginnen ließ, sondern sich vorzugsweise um die Fertigstellung der Bauten des Vorgängers sorgte.

Böhmes größte Herausforderung bot sich deshalb weder in Berlin noch in Potsdam, sondern in Schwedt, wo er innerhalb des Zeitraumes von 1719 bis 1724 im Auftrag des Markgrafen Friedrich Wilhelm („Toller Markgraf“) den bisherigen, zwei winklig zueinander stehenden Bauabschnitten (Corps de Logis und Alter Flügel) den süd-westlichen Seitenflügel (Prinzenflügel) mit der Schlosskapelle zufügte und so einen Ehrenhof schuf. Er vereinheitlichte das Äußere in hochbarocker Form und gab dem Schlosskomplex als Dreiflügelanlage die eindruckvolle Form, die sich bis auf die Veränderungen der Mittelrisalite bis 1945 erhalten hatte. Allein diese Leistung sicherte ihm einen bleibenden Platz in der deutschen Architekturgeschichte, obwohl er nur 49 Jahre alt wurde.

Seine Laufbahn als Architekt begann 1704, als er von Königs Wusterhausen nach Berlin kam zu Andreas Schlüter, dem Architekten und Bildhauer am Berliner Schloss. Vermutlich nach Schlüters Entwurf baut Böhme 1712 das eindrucksvolle Schloss Prötzel, nahe Strausberg, eine Besitzung des Grafen von Kamecke, das heute noch erhalten ist.

König Friedrich I. ernennt Böhme zum Hofbaumeister, nachdem er unmittelbar nach dem Tode von Friedrich I. (1713) den profilierten Architekten seines Vorgängers, Johann Friedrich Nilsson Freiherr Göthe, in Ungnade entlassen hatte. Von 1713 bis 1716 leitet Böhme den Weiterbau des Residenzschlosses in Berlin. Bis 1718 versucht er, den baufällig gewordenen alten Dom zu erneuern, der jedoch bereits 1747 endgültig abgebrochen und durch den von Johan Boumann geplanten Neubau ersetzt werden musste. 1719 werden nach seinem Entwurf das Schloss Friedrichsfelde für den neuen Besitzer, den Markgrafen Albrecht Friedrich von Brandenburg-Schwedt, sowie die zugehörige Dorfkirche umgebaut. Damit begannen die bis an sein Lebensende andauernden Beziehungen zu den Markgrafen von Brandenburg-Schwedt, wo er sich ohne ständige kleinliche Eingriffe des Königs als Architekt voll entwickeln konnte.

In Schwedt kümmerte sich Böhme nicht nur um den hochbaulichen Teil des eigentlichen Schlosses, nach seinem Entwurf entstanden auch der Marstall des Markgrafen, ein eingeschossiges Orangeriegebäude, das erst 1727, d. h. nach seinem Tod ausgeführt wurde. Böhme war der geistige Vater der Gesamtlösung des Schwedter Schlosses, das er im Sinne des Berliner Palastbaus barockisierte und vereinheitlichte. Dazu gehörten auch die großen Rundbogenfenster im Mittelrisalit in Richtung Oder, die feinen Putzgliederungen, die Balkone an den Gartentürmen als auch die bildkünstlerische Ausgestaltung des Mittelrisalites (Attika und Figurenschmuck aus der Glumewerkstatt). 1962 wurde das nach den Zerstörungen Anfang 1945 noch als Ruine erhaltene Schloss entsprechend den gezielten Hinweisen des damaligen Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht, gesprengt.