Erstes Nationalpark-Forschertreffen (Archiv)
Unlängst trafen sich rund 40 Vertreter von Universitäten, Fachhochschulen, Forschungsinstituten, Planungsbüros und des ehrenamtlichen Naturschutzes aus mehreren Bundesländern und Polen auf Einladung der Nationalparkverwaltung im Criewener Schloss. Mit dem Forschertreffen wurde der Startschuss für eine intensivere Vernetzung der im unteren Odertal forschenden Personen und Einrichtungen gegeben und Schwerpunktbereiche zukünftiger Forschungsarbeiten beraten.
Fachgebietsübergreifend waren sich die Spezialisten einig: Der Nationalpark Unteres Odertal ist eine besondere Schatzkammer zur Untersuchung ökologischer Fragestellungen. Neben der besonderen Vielgestaltigkeit der Flussaue, dem Übergangsbereich zwischen atlantischem und kontinentalen Klima, der besonderen Fülle an verschiedensten Tier- und Pflanzenarten und dem grenzüberschreitenden Charakter des Schutzgebietes, werden sich gerade durch die mit der weiteren Nationalparkentwicklung einhergehenden Landschaftsveränderungen ein besonderer Forschungsbedarf und einzigartige Untersuchungsmöglichkeiten ergeben.
Auf 50,1 Prozent der Nationalparkfläche wird zukünftig jede Form der wirtschaftlichen Nutzung eingestellt. Die bisher vom Menschen geformte und geprägte Auenlandschaft darf sich frei nach ihren Gesetzmäßigkeiten entwickeln und immer mehr das Antlitz von Wildnis annehmen. Auch die Überflutungsverhältnisse in den Poldern sollen in Richtung einer größeren Naturnähe verändert werden.
Im Nationalpark wurden bisher im Wesentlichen Untersuchungen durchgeführt, die sich mit der Erfassung der vorkommenden Lebensräume sowie der Flora und Fauna beschäftigt haben. Es liegen bereits Studien vor, die die praktischen Umsetzungsmöglichkeiten für gezielte Nationalparkentwicklungsmaßnahmen, wie z. B. die Initialisierung von Auwäldern oder die Veränderung der Wasserverhältnisse zum Gegenstand hatten.
Das 1. Nationalpark-Forschertreffen machte deutlich, dass gerade die in den Wildnisgebieten nach Aufgabe der menschlichen Nutzung ablaufenden Veränderungen erfasst und dokumentiert werden müssen. Die Nationalparke in Mitteleuropa sind hierfür einmalige Beispielräume und können Auskunft zur Bedeutung der Wildnis für den Erhalt der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt in Europa geben. Auch für die wirtschaftliche Nutzung von Landschaft können aus der Beobachtung des Prinzips „Natur Natur sein lassen“ wichtige Erkenntnisse gewonnen werden. Die Fachleute kamen zu dem Schluss, dass die bereits im Nationalpark laufenden Programme zur ökologischen Dauerbeobachtung für diesen Forschungsansatz nicht ausreichend sind, bzw. auch der methodische Ansatz einer dringenden Überarbeitung bedarf. Ziel muss es sein, mit einem weitgefächerten Untersuchungsprogramm Aussagen zu den ökologischen Veränderungen für größere, repräsentative Landschaftsausschnitte treffen zu können.
Im Ergebnis der Tagung soll der methodische Ansatz für dieses Programm in einem Spezialisten-Workshop Anfang nächsten Jahres erarbeitet und ein geeignetes Konzept für die Dokumentation der Landschaftsveränderungen im einzigen deutschen Auennationalpark erstellt werden.