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Wilhelm Ferdinand Ermeler

Tabakhändler und Kunstmäzen

geboren 06.02.1784 in Berlin
gestorben 24.06.1866 in Berlin

Wilhelm Ferdinand Ermeler wurde in Berlin als Sohn eines Stoffdruckers geboren. Noch im Kindesalter ließen sich die Eltern scheiden und der junge Ermeler wuchs bei der Großmutter auf. Schon früh zeigte sich sein künstlerisches Interesse im Aneignen zeitgenössischer Literatur und der Beschäftigung mit der Bildenden Kunst. Sein in der Zeit von 1805 bis 1809 geführtes Tagebuch ist nicht nur eine Beschreibung seiner persönlichen Entwicklung, sondern auch Auseinandersetzung mit dem Zeitgeschehen. Infolge der Kriegslasten war sein Erbteil, das er bei seiner Volljährigkeit ausgezahlt bekommen hatte, auf einhundert Taler zusammengeschmolzen.

Schon im frühen Alter für eine kaufmännische Laufbahn bestimmt, gründete er 1808 mit 24 Jahren und einem Anfangskapital von nur 100 Talern am Mühlendamm 12/13 in Berlin seine erste Tabakfabrik. Trotz der Belastung durch die napoleonische Besatzung verstand Ermeler es, das Unternehmen erfolgreich zu führen. Mit einem geschickten Werbefeldzug unter dem Motto „Wo kommt der beste Tabak her, merk auf, mein Freund, von Ermeler!“ überzeugte er die Berliner von seinem „Qualitätskraut“, wie er seinen Tabak selber nannte. Wilhelm Ferdinand Ermeler wurde zum bedeutendsten Tabakfabrikanten und Exporteur der Stadt. 1818 bezog die Manufaktur das Haus Cölnischer Fischmarkt 6, für das Ermeler 9 000 Taler bezahlte. 1824 kaufte er vom Tabakfabrikanten J. H. Neumann das Wohnhaus Breite Straße 11 mit der dazugehörigen Tabakfabrik für 40 000 Taler, was auf einen enormen Vermögenszuwachs hinweist. In den Jahren 1968/69 wurde das Wohnhaus in der Breiten Straße abgetragen und am Märkischen Ufer wieder aufgebaut. Das Gebäude wurde als „Ermelerhaus“ zu einer beliebten Gaststätte.

Ermelers Bildungsdrang und seine Kuraufenthalte führten ihn auch nach Italien. Hierbei sind die Briefe, die er 1840/41 von dort schickte und später als Buch herausgab, ein Beleg für die Kunst- und Naturliebe des Unternehmers. Noch mit 75 Jahren malte Ermeler Aquarelle mit Berliner Ansichten. Wilhelm Ermeler unterstützte Künstler mit finanziellen Mitteln. In seinem Haus fanden Veranstaltungen mit Persönlichkeiten des Berliner Kulturlebens statt. Vom Reichtum der Ermelers zeugt ein 1850 vom Maler Wilhelm Nerenz (1804–1874), ein Schüler Schadows, gemaltes Ölbild, das die Familie bei der Taufe eines Enkels des Unternehmers zeigt. Dieses Bild existiert heute noch im Schwedter Stadtmuseum.

Foto: Ermelerspeicher
Der Ermelerspeicher beherbergt jetzt die Stadtbibliothek. Foto: Mathias Marx

Eine der vielen Filialen seines Unternehmens besaß Ermeler in Schwedt, der Zentrale des uckermärkischen Tabakanbaus. Hier ließ er in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen geräumigen, zweigeschossigen Tabakspeicher in Ziegelbauweise mit versetzten Dachflächen zur Lagerung und zum Trocknen des hier angekauften Tabaks bauen.

Das unter Denkmalschutz stehende Haus diente im Sinne des Kunstmäzens Wilhelm Ermelers zuletzt als Städtische Galerie und wurde nach der Schließung der Galerie 2004 zum Hauptsitz der Stadtbibliothek umgebaut.

Verwandtschaftliche Beziehungen Ermelers bestanden zur Gutsbesitzerfamilie von Colmar in Zützen; die Enkeltochter Wilhelm Ermelers heiratete 1866 den damaligen Besitzer des Gutes Zützen Axel Karl Hermann von Colmar.