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Johann Friedrich Grael

Baumeister

geboren 09.01.1707 in Quilitz (später Neuhardenberg)
gestorben 27.09.1740 in Bayreuth

Der Vater Graels war der „Hof- und Lustgärtner“ des Markgrafen Philipp von Brandenburg-Schwedt. Grael erhielt seine Ausbildung bei Martin Heinrich Böhme und fiel hier durch seine besondere Begabung bereits als Jugendlicher auf. Diese Begabung, der Mangel an Fachkräften, ausgelöst durch die rüde Personalpolitik des Soldatenkönigs, und der frühe Tod Martin Heinrich Böhmes führten dazu, dass er, kaum 19 Jahre alt, 1725 preußischer Hofbaumeister wurde. Er wird mit der Instandhaltung des riesigen Berliner Residenzschlosses betraut und hat alle Baugesuche zu prüfen, bei denen ein staatlicher Zuschuss beantragt wurde.

Zu einem Zeitpunkt, an dem heute junge Leute mit der Ausbildung beginnen, erhält er vom Soldatenkönig so viele große Aufträge, von denen jeder Architekt nur träumen kann. Diese bürdeten ihm jedoch auch eine gewaltige Verantwortung auf, so das Bauvorhaben Petrikirche in Berlin, der Entwurf des Turmes der Heiliggeistkirche in Potsdam, der Entwurf und die Realisierung des Turmes der Sophienkirche in Berlin, der Bau adliger Wohnsitze (Palais) Unter den Linden oder den Brunnen auf dem Rossmarkt in Stettin. Am 21. August 1734 stürzte der Turm der Petrikirche Berlin ein. Sowohl Grael als auch der inzwischen als Militär aufgestiegene Christian Nikolaus Linger trugen die Verantwortung im Rahmen der gemeinsamen Oberbauleitung. Grael, als dem Jüngeren, wurde jedoch die alleinige Schuld gegeben und er wurde ab dem 1. Januar 1735 zeitweise arretiert. Während dieser Zeit verlor er seine junge Frau.

Grael findet nach seiner Ausweisung am 5. Oktober 1735 Zuflucht im halbsouveränen Fürstentum Schwedt beim Markgrafen Friedrich Wilhelm von Brandenburg-Schwedt, in dessen Auftrag er bereits 1731 das Reit- und Exerzierhaus für die aus Pommern nach Schwedt verlegten markgräflichen Kürassiere entworfen hatte. Jetzt obliegt ihm die Bauleitung für die Ausführung dieses Gebäudes durch die Zimmerleute von Christoph Säuberlich aus Küstrin und durch den Hofmaurermeister Christian Schläffer, der auch für die neue Stadtmauer verantwortlich war. Es wurde das größte Gebäude der Stadt, allein die Höhe betrug ca. 10 Meter bis zur Dachkante. Im Innern wurde dieses Gebäude völlig stützenfrei ausgeführt. Mit diesem Entwurf überschritt Grael in Preußen mutig erstmalig die Grenzen der traditionellen Zimmermannskunst und näherte sich stützenfreien Räumen, die erst im 19. Jahrhundert mit dem Aufkommen des Ingenieurholzbaues üblich wurden. Graels Lösung wurde noch Jahre später von David Gilly gerühmt. 1850 brannte das Gebäude ab, an seine Stelle trat ein kleineres Reithaus, das bis 1945 noch der Garnison diente.

Am 13. Februar 1736 übernimmt endlich der Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth den bisher durch den Soldatenkönig schwer gestraften Architekten. In der ihm bis zu seinem frühen Tod verbleibenden Zeit kann er in Bayreuth als Baudirektor noch einmal seine breite Palette schöpferischer Qualitäten ausspielen. Dass er ein begnadeter Architekt war, bestätigen vor allem die von ihm entworfenen Kirchtürme, die er zu großem Formenreichtum entwickelte. Grael gilt auf Grund seiner Entwürfe für Turmbauten als einer der Vollender des preußischen Barocks.