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Karl Hermann Bitter

Karl Hermann Bitter
Karl Hermann Bitter

Jurist, preußischer Finanzminister, Musikforscher

geboren 27.02.1813 in Schwedt
gestorben 12.09.1885 in Berlin

Karl Hermann Bitter ist eine jener in Schwedt geborenen, im preußischen Staatsdienst stehenden Personen, deren Laufbahn mit einem hohen Staatsamt gekrönt war. Bitter wurde am 27. Februar 1813 als Sohn des preußischen Finanzbeamten Bitter in Schwedt geboren. Sein Vater wurde bald nach der Geburt des Sohnes als Oberfinanzrat nach Berlin berufen. In Berlin begann Karl Hermann Bitter mit siebzehn Jahren an der Berliner Universität Recht und Staatswissenschaft zu studieren.

1833 wurde er als Gerichtsreferendar beim Kammergericht Berlin angestellt. Kurz darauf kam er in die Kriminalabteilung des Berliner Stadtgerichts. Dort  wurde er schon 1834  auf eigenen Wunsch aus dem Dienst entlassen. Er nahm an Vorlesungen zur Chemie und Physik teil und bewarb sich als Referendar bei der königlichen Regierung. Die für diese Anstellung notwenigen Probearbeiten standen unter dem Titel: „In welchem Verhältnis steht die Arbeit zur Entwicklung des sozialen und individuellen Leben des Menschen“ sowie „Über den Einfluss der Aufhebung der Zünfte und Innungen auf die Güte der Waren, Verkehr und Volkswohlstand“. Die Prüfungskommission bescheinigt ihm gute Kenntnisse in der Staats- und Landwirtschaft sowie auch in der Physik und Chemie. 1835 wurde Bitter Regierungsreferendar in Potsdam. Als preußischer Regierungsbeamter wirkte er über vier Jahrzehnte in sehr unterschiedlichen Städten und Situationen. Seine Ernennung zum Regierungsassessor erfolgte 1838. Im Jahr darauf wechselte er zur Regierungsverwaltung in Frankfurt an der Oder und wurde dort 1847 Regierungsrat. In seinem Verantwortungsbereich lag auch die Verwaltung des Stiftes Neuzelle. Auf Grund von regierungskritischen Äußerungen wurde Bitter 1850 in die ostwestfälische Stadt Minden an der Weser versetzt. Hier war er unter anderem für  die Angelegenheiten der Schifffahrt und der Instandhaltung der Deiche zuständig. Ab 1851 kümmerte er sich um die Leinen-, Baumwoll- und Seidenindustrie sowie um die Verwaltung des Fonds zur Abhilfe der Not unter den Webern und Spinnern in Minden und Ravensberg.

1856 wurde Bitter preußischer Gesandter in der Europäische Donaukommission. Diese wurde als Folge des Pariser Friedensvertrages gegründet, der allen, auch den Nichtanrainerstaaten, das Recht auf freie Schifffahrt auf der Donau zusicherte. In dieser Position unternahm Karl Hermann Bitter Reisen, die ihn bis zum Bosporus führten. Seine Reiseschilderungen, seine „Skizzen und Bilder aus den Ländern an der unteren Donau und aus dem europäischen Orient aus den Jahren 1856 bis 1858“, verraten sein schriftstellerisches Talent. Gleichzeitig führt Bitter ein Skizzenbuch bei sich, aus dem er später ansprechende Aquarelle und Federzeichnungen entwickelt. Zum Oberinspektor über die Rheinschifffahrt in Mannheim berief man ihn im Jahr 1860 . Mit Aufhebung der Rheinzölle wurde dieser Posten überflüssig. Bitter erhielt eine Stelle im Außenministerium. Im Juli 1868 ernannte die preußische Regierung Bitter zum Oberregierungsrat. 1869 trat er die Stelle des Leiters der Finanzabteilung in Posen, dem heutigen Poznan, an. Im Herbst des Jahres 1869 wurde er zur Übernahme der Verwaltung der französischen Landesteile in Nancy frei gestellt. Dort war er ab 1871 Präfekt des Departements Vogesen.

Im Februar 1872 erfolgte seine Amtseinführung als Regierungsvizepräsident in Schleswig. 1876 kam Bitter nach Düsseldorf, wo er sich neben seinen Amtsgeschäften für die Gründung der Kunsthalle engagierte.
Inzwischen wusste man den routinierten Sachwalter und Finanztechniker Bitter auch in höchsten Regierungskreisen zu schätzen. 1877 wurde er Unterstaatssekretär im Innenministerium. Otto von Bismarck ernannte Bitter 1879 zum Finanzminister. In dieser Funktion wirkte Bitter an der Durchführung der von Bismarck eingeleiteten Steuerreform mit, insbesondere an der Vergrößerung der Einnahmen durch die Einführung des Tabakmonopols sowie an der Erhöhung der Schnaps- und Braumalzsteuer. Weiter führte Bitter die Börsensteuer ein, war an dem Abschluss des Vertrages über den Eintritt Hamburgs in das deutsche Zollgebiet beteiligt und arbeitet an der Verstaatlichung der großen preußischen Privatbahnen. Ihm gelang es so, das Gleichgewicht der Einnahmen und Ausgaben des preußischen Staates wieder herzustellen und einen ausgeglichenen Staatshaushalt vorzulegen. Die Einführung des Tabakmonopols des Staates mit der damit verbundenen Preiserhöhung traf auch seinen Geburtsort Schwedt als Stadt des Tabakhandels und der Tabakverarbeitung hart. In Folge von Differenzen mit Bismarck bat Bitter im Juni 1882 um seine Entlassung.

Neben seinen amtlichen Tätigkeiten widmete sich der vielseitig talentierte Bitter musikwissenschaftlichen Studien. Er zählt mit seiner zweibändigen Biografie „Johann Sebastian Bach“ und Schriften zu den Söhnen Bachs zu den Mitbegründern der deutschen Bachforschung. Im Alter von zweiundsiebzig Jahren starb Karl Hermann Bitter am 12. September 1885 in Berlin. Er hinterließ keine Nachkommen.