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1945. SPURENSICHERUNG im unteren Odertal (Archiv)

2015 jährt sich zum 70.  Mal das Kriegsende 1945. Dieses Jahr bedeutete für die Stadt Schwedt/Oder eine Zäsur: die 85-prozentige Zerstörung, traumatisierte Menschen, Hunger und Tod. Mit dem Wiederaufbau entwickelte sich auch ein kollektives Schweigen über die Kriegserlebnisse oder den Verlust der Heimat. Keiner interessierte sich für die „alten“ Geschichten.

2015 wird die einstige Kriegsgeneration nur noch von Menschen vertreten, die die damaligen Ereignisse als Jugendliche oder Kinder erlebten. Was jetzt nicht erzählt wird, geht für immer verloren. Zeitzeugengespräche sind ein wichtiges Fundament der musealen Forschung im Schwedter Stadtmuseum.

Foto: Fluss mit Arbeitsschiffen
Fiddichow (heute: Widuchowa, Polen): Molkengraben, Aufnahme 10. Februar 1932, Privatbesitz.

Die Mitarbeiterinnen holen die Lebensgeschichte bei den Menschen ab, die sie selbst erlebt haben. Den Anfang machte 2005 die Ausstellung mit Erinnerungsberichten der Schwedterinnen und Schwedter, die 1945 eigentlich nicht fliehen wollten. Viele von ihnen kehrten zurück in eine zerstörte Stadt.

Mit der neuen Sonderausstellung „1945. SPURENSICHERUNG im unteren Odertal“ geht das Stadtmuseum noch einen Schritt weiter: Viele Flüchtlinge aus der ehemaligen Neumark und dem angrenzenden Pommern kannten Schwedt als Ort zum Einkaufen, durch den Besuch bei Verwandten oder bei der Sparkasse, um Einzahlungen auf das Sparbuch zu tätigen. Sie flohen 1945 über den Fluss, zogen weiter und kehrten ins untere Odertal zurück. Diese Heimkehrer hatten nicht das Glück, wieder zurückgehen zu können. Der Fluss, den sie überquert hatten, war nun eine Grenze.

Zehn exemplarische Erinnerungsberichte sollen in der Ausstellung erzählt werden. Die Gespräche dafür wurden von Schülern des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums und von den Mitarbeiterinnen des Stadtmuseums anhand eines gemeinsam erarbeiteten Fragebogens geführt. Die Berichte beginnen mit dem Leben vor der Flucht, erinnern an das Verlassen des Heimatortes, beschreiben die Erlebnisse auf der Flucht, das Ankommen in einem neuen Zuhause und das Neuentdecken der alten Heimat als polnische Orte. Gleichzeitig wurde jeder Zeitzeuge gefragt, ob es ein Erinnerungsstück gäbe, das er oder seine Familie mitgenommen hätten. Für die Ausstellung haben sie sich von diesen wenigen familiären „Kostbarkeiten“ – Fotos, Sparbüchern oder Besteck – getrennt.

„1945. SPURENSICHERUNG im unteren Odertal“ ist eine grenzübergreifende Ausstellung, die im Rahmen des deutsch-polnischen Museumsnetzwerkes entstand. Sie wird an zwei Ausstellungsorten in Schwedt zu sehen sein:

  • im Foyer des Rathauses Haus 2, Dr.-Theodor-Neubauer-Straße 5: 7. März bis 8. Mai 2015 und
  • im Stadtmuseum, Jüdenstraße 17: 8. März bis 27. September 2015.

Eröffnungen an zwei Ausstellungsorten:

Am „Tag der Archive“ – Sonnabend, 7. März 2015, 10:00 Uhr – wird der erste Teil der Sonderausstellung im Foyer des Rathauses Haus 2 eröffnet.

Am Sonntag, 8. März 2015, 14:30 Uhr lädt das Stadtmuseum zu einem Lesecafé am Internationalen Frauentag ein. Zu Gast „Auf dem grünen Sofa“ sind Christel Hopp und Friedhelm Stage. Sie erzählen über ihre Heimat und die Flucht 1945.