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George Wilhelm Berlischky

Baumeister, Architekt

geboren 1741 in Bucholz (Mark)
gestorben 27.01.1805 in Schwedt

Über das Leben George Wilhelm Berlischkys ist uns wenig überliefert. Wahrscheinlich wurde er 1741 in Märkisch-Buchholz geboren. Es wird angenommen, dass er der Sohn eines königlichen Proviantmeisters in Berlin war, dessen Name, H. Berlischke, in den Abrechnungen des Schwedter Amtes über gelagertes Korn auftaucht. Wo und bei wem er seine Berufsausbildung erhielt, ist nicht bekannt; vermutlich bei einem Berliner Architekten. Sicher ist, dass Berlischky am 1. Dezember 1772 vom Schwedter Markgrafen Friedrich Heinrich als Landbaumeister berufen wurde. Eine Randnotiz an der Bestallungsurkunde lässt jedoch auf eine Tätigkeit Berlischkys als Bauinspektor bereits vor diesem Vertragsdatum schließen.

1780 heiratet er Johanna Henriette Louise Käwermann, die ihm 1781 und 1784 zwei Töchter und 1787 den ersehnten Stammhalter schenkte, der den Namen Friedrich Heinrich Wilhelm – eine Referenz an den regierenden Markgrafen – erhielt. Über das weitere Schicksal der Kinder ist nichts bekannt.

Berlischkys Aufgaben als Landbaumeister forderten seine ganze Kraft und eine gute Zeiteinteilung, da ihm die Verantwortung für sämtliche Bauten der Herrschaft Schwedt-Wildenbruch übertragen wurde. Diese umfasste damals die beiden Städte Schwedt und Vierraden, mehr als vierzig Dörfer mit insgesamt 560 Untertanengehöften, 37 Vorwerke, 11 Brauereien, 31 Schäfereien, einer Ziegelei und 2 Zollhäuser. In Schwedt waren es außerdem die zahlreichen herrschaftlichen Gebäude, einschließlich des Schlosses, die Berlischky zu betreuen hatte.

Weiterhin war er für die Instandhaltung von Bereichen der Infrastruktur, wie die reichlich vorhandenen Brücken und Dämme, zuständig. Bei Neubauten und Reparaturen hatte Berlischky die Zeichnungen und die Kostenanschläge anzufertigen sowie die Bautätigkeit zu koordinieren. Bei Grenzverschiebungen war er zu Kartenaufnahmen verpflichtet. Für diese Aufgaben erhielt er ein Anfangsgehalt von 240 Talern im Jahr nebst freier Logis und Heizung.

Unermüdlich und ohne eine Beschwerde versah er seinen Dienst. Es finden sich nicht die geringsten Klagen von Seiten der Handwerker, der abhängigen Bauern und Bürger. Bereits im ersten Dienstjahr entwirft er ein Wohnhaus, das der Markgraf zur Norm für künftige Wohnhäuser erklärt. In den 31 Jahren seines Wirkens gelang es George Wilhelm Berlischky, den Bauzustand aller Gebäude der abhängigen Bauern und Siedler soweit anzuheben, dass vor Beginn der Befreiungskriege 1813/15 keine Gebäude mehr grobe Baumängel aufwiesen.

Während Berlischky bei den ländlichen Bauten vor allem praxisorientiert bauen musste, konnte er bei den wenigen Aufträgen zu städtischen und markgräflichen Bauten sein künstlerisches Können und seine künstlerische Absicht verwirklichen. Fast alle Gebäude fielen jedoch dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer; die Wohn- und Zweckbauten auf dem Lande erreichten ohnehin keine lange Lebensdauer.

Der Umbau der von Martin Heinrich Böhme errichteten Orangerie im Schlossgarten zum Operettenhaus war eine seiner ersten Arbeiten. Als ein Sturm den Glockenturm des Schwedter Rathauses abriss, erfolgte der Abbruch des gesamten Rathauses, 1774–1776 errichtete Berlischky der Stadt ein neues Rathaus mit einem Turm „in harmonischen Abmessungen“ und „3-maligem Stufenbau nach oben verjüngt“. Bildhauer und Maler hatten ihre Freude an diesem Turm, er wurde oft, zuletzt auch vom Schwedter Künstler Fritz Merwart, abgebildet. Beide Bauten sind nicht mehr vorhanden.

Foto: Berlischky-Pavillon
Berlischky-Pavillon
Von architektonischer Bedeutung ist der Entwurf Berlischkys zum Bau der ehemaligen französisch-reformierten Kirche in den Jahren 1777–1779, die den Krieg überstand und seit ihrer Sanierung 1984 nach ihrem Erbauer „Berlischky-Pavillon“ genannt wird. Als Vorbild des ovalen Kirchenschiffs gelten die Berliner Zentralkirchen, etwa Friedrich Wilhelm Diterichs Bethlehems- oder Böhmische Kirche (1734–1737) oder Titus de Favres Dreifaltigkeitskirche (1727/38); die sich im Innenraum jedoch durch die klassizistisch anklingende Auffassung Berlischkys zu seinen Vorbildern unterscheidet. Putzquader und flache Voluten waren Bauelemente, die Berlischky, wie hier an den Außenwänden der Kirche, immer wieder gern verwendete. Das Gebäude wird für Konzerte und Trauungen genutzt.

Das 1778–1780 zwei Kilometer außerhalb der Stadt erbaute Lustschlösschen Monplaisir stammt ebenfalls von Berlischky. Das Gebäude besteht aus einem zweigeschossigen Mittelteil mit eingeschossigen Anbauten.

1794/95 entstand nach Plänen Berlischkys das Amtshaus Heinersdorf, ein zweigeschossiger rechteckiger Ziegelbau von sieben Achsen mit flachgehaltenem Mansarddach. Das Gebäude wurde 2003 wegen Baufälligkeit abgerissen.

Der letzte große Auftrag Berlischkys ist nach dem Brand 1787 der Bau der Stadtkirche Vierraden im Jahr 1788, einschiffig mit eingezogenem Turm. In der schlichten Ausführung der Außenwände und in der inneren Ausstattung vollzog Berlischky hier die Wende zum Klassizismus. Sichtbar wird der Einfluss David Gillys, mit dem er oft eng zusammen arbeitete. 1904 wurde ein grundlegender Umbau der Kirche durchgeführt, der das Gebäude stark veränderte. Die Zerstörungen 1945 beließen nur die Umfassungsmauern. Die Kirche befindet sich heute wieder im Wiederaufbau.

Berlischkys umfangreiche Bautätigkeit reichte quasi vom Kirchenbau bis zur Reparatur der Mistbeetfenster im Schlossgarten. Darüber hinaus war er ein äußerst sparsamer Entwerfer. 1804 rühmt er sich 63-jährig, auf Grund der Erfüllung seiner vielfältigen Aufgaben nie aus Schwedt abwesend gewesen zu sein. Am 27. Januar 1805 starb dieser tüchtige und bescheidene Mensch. Das Werk Berlischkys stellt den Abschluss der barocken Bautradition in Schwedt dar, die 1670 mit dem Schlossbau unter Cornelis Ryckwaert begann und mit dem Tod des letzten Markgrafen 1788 endete.

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