Direkt zum Inhalt Direkt zur Hauptnavigation

Sprachauswahl

Suche Hilfe
zum Stichwortverzeichnis

Standardnavigation

Hauptnavigation

Berlischky-Pavillon

Lindenallee 28, 16303 Schwedt/Oder

An der weiträumigen Straßenanlage Lindenallee, Ecke Bahnhofsstraße, steht als Rest der einstigen Barockbebauung die französisch-reformierte Kirche, nach ihrem Erbauer Berlischky-Pavillon genannt.

Markgraf Friedrich Heinrich beauftragte 1776 den Baumeister Georg Wilhelm Berlischky mit dem Bau einer Kirche einschließlich einer Gruft. Im Juni des Jahres reicht der Baumeister die Bauzeichnungen und einen Kostenvoranschlag in Höhe von zweitausendvierhundertvierzig (2 440) Talern bei der markgräflichen Kammer ein. Am 29. August 1777 wird die Einweihung der Kirche der französisch-refomierten Gemeinde vorgenommen.

Nach nicht belegter erster Nutzung als Logengebäude für die ortsansässige Johannesloge des Markgrafen diente sie ab 1785 den Refugies der Stadt als Kirche.

Sie ist eine der letzten barocken Arbeiten des Schwedter Baumeisters Georg Wilhelm Berlischky und zeigt in Entstehung und Ausführung einige Besonderheiten. Schon ihre ovale Grundrissform weckt das Interesse. Als Vorbild für diesen Zentralbau könnte die Französische Kirche in Potsdam gedient haben. Aus verschiedenen Anregungen heraus schuf Berlischky einen Saalbau, der nicht wie sonst üblich entlang der Ost-West-Achse gerichtet war, sondern parallel zur Hauptachse der ehemaligen Schloßfreiheit steht. Auf vollendet elliptischem Grundriss von 15,50 Meter Länge und 10,80 Meter Breite erhebt sich das in Ziegelbauweise errichtete Sakralgebäude anmutig wie ein besonderer Schmuckstein der Stadt. Der Bau mit seinem hohen Kuppeldach aus Schindeln (nach seiner Erneuerung ist das Dach mit Kupferblech gedeckt) und der kleinen Laterne hat vier gleichmäßig angeordnete Eingänge. Diese geben dem Bau die harmonische Gliederung.

Foto: Berlischky-Pavillon
Berlischky-Pavillon. 2006. Foto: Mathias Marx

Die Eingänge sind umrahmt von Putzquaderrisaliten, die den hohen aufsteigenden Wänden die notwendige horizontale Beruhigung verleihen. Zwischen den Quadern liegen je zwei sehr hohe Rundbogenfenster, die wiederum durch Lisenen – schwach vortretende senkrechte Mauerverstärkungen – getrennt werden. Im gleichmäßigen Rhythmus sind Fenster und Türen um die Rotunde verteilt. Die Türen tragen eine einfache Muschelverzierung, die von flachen, feingeschwungenen Voluten eingefasst wird.

Bei einem Besuch des Kircheninneren wird man von der nicht zu erwartenden Größe überrascht. Die Ausstattung des Innenraumes erfolgte wahrscheinlich in der Zeit von 1777 bis 1785. Im Raumempfinden erkennen wir die Stilrichtung des Rokoko, die Einzelteile der Ausstattung mit ihrer Geradlinigkeit weisen bereits in die Zeit des Klassizismus.

Die Überschrift über dem Haupteingang des Gebäudes könnte Auskunft über den Beweggrund zur Errichtung der Kirche geben. Sie lautet frei übersetzt: „Diese Kirche ist Gott, dem Allgütigen und Allerhöchsten infolge eines Gelübdes gewidmet von Friedrich Heinrich, Prinz von Preußen, Markgraf von Brandenburg 1777.“ Der Überlieferung nach handelt es sich hier um ein Angstgelübde Friedrich Heinrichs bei der Schlacht von Mollwitz im Siebenjährigen Krieg. Wahrscheinlich ist jedoch auch die Einlösung eines Versprechens („voto“ in der Inschrift) Friedrich Wilhelms durch seinen Bruder.
Die Kirche war Erbbegräbnis der Schwedter Markgrafen. Anfang der 90er Jahre des 20. Jahrhunderts wurden die Särge der Hohenzollernangehörigen in den Berliner Dom umgebettet.

Bis 1908 diente die Kirche als Gotteshaus der französisch-reformierten Gemeinde und als Grabkapelle der markgräflichen Familie. Danach stand das baukünstlerische Kleinod leer und verfiel. Schließlich wurde es als Gedächtnishalle für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges instandgesetzt und 1925 von Wilhelm II. der Stadt übergeben.

Im Zweiten Weltkrieg weitestgehend verschont, diente der Bau bis 1976 der französisch-reformierten Kirchengemeinde in Schwedt zum Gottesdienst.

1984 erfolgte eine grundlegende Erneuerung, bei der unter Beachtung aller denkmalpflegerischen Aspekte der ursprüngliche Bau erhalten blieb. Seither trägt das Bauwerk den Namen „Berlischky-Pavillon“. Am 2. Oktober 1984 wird der sanierte Pavillon an die Stadt übergeben. Verantwortliche Bauleiter war Manfred Hold. Der 1. Sekretär der Kreisleitung, Klaus-Dieter Hahn, sagt in seiner Einweihungsrede: „Mit den zwei Glocken[schlägen] der Turmuhr am Nachmittag des 2. Oktober anno 1984 ist dieses rekonstruierte Kleinod deutscher Architektur als Stätte der Kunst und Kultur, der festlichen und besinnlichen Begegnung der Bürger der Stadt Schwedt seiner Bestimmung übergeben." (aus „Neuer Tag“ vom 5. Oktober 1984) Die Übergabe erfolgt im Rahmen der Feierlichkeiten zum 35. „Republikgeburtstag“. Am 10. Oktober findet im Berlischky-Pavillon das erste öffentliche Konzert statt.

Im Jahr 2001 wurde die Fassade des Baues renoviert.

Der Pavillon wird für Veranstaltungen durch die Uckermärkischen Bühnen Schwedt, für Konzerte der Musik- und Kunstschule sowie als Standesamt genutzt.