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Cornelis Ryckwaert

niederländischer Baumeister

gestorben 09.11.1693 in Küstrin

Geburtsort und -jahr Cornelis Ryckwaerts sind noch nicht ermittelt. Es wird angenommen, dass er ein Sohn des Utrechter Theologen Karel Ryckwaert war. Der Niederländer hält sich spätestens seit 1652 in Brandenburg auf und wird hier erstmals beim Bau des Schlosses Sonnenburg bei Küstrin erwähnt. Obwohl Ryckwaert die deutsche Sprache und Schrift noch nicht beherrscht und einen Schreiber benötigt, wird er 1667 in Küstrin Festungsbaumeister und beginnt mit dem Bau der Bastion Brandenburg. Hier befasst er sich auch mit Wasser- und Hafenbau.

Als Ersatz für das 1637 von den Schweden zerschossene und vom Spandauer Mühlenmeister Matthias Degener 1645 notdürftig instandgesetzte Schloss beginnt er 1670 in Schwedt mit dem Schlossneubau für die Kurfürstin Dorothea von Holstein-Glücksburg.

Es entsteht ein 17 Achsen langes Schloss mit drei Risaliten, dessen mittlerer mit einem Dreiecksgiebel überdeckt ist. Blaue Dachziegel, weiße Gesimse und braune Fensterrahmen erzeugen eine reiche Farbigkeit der Fassade. Ryckwaert besucht jedes Jahr mehrmals von Küstrin aus die Baustelle und lässt u. a. eine Ziegelscheune errichten. Trotzdem gibt es Klagen über den schleppenden Baufortschritt. 1679 treten Durchbiegungen von Deckenbalken ein. Den Auftrag für die Erneuerung des Turmes der Stadtkirche St. Katharinen erhält er nicht. 1674 reicht Rykwaert den Entwurf für die Schlossgartengestaltung ein, die er bis 1679 betreut. Da er gesundheitlich leidet, übernehmen seine Söhne die weitere Bauleitung. 1680 ist das Schloss fertiggestellt.

Von 1675 bis 1683 übernimmt Ryckwaert die Oberaufsicht über das kurfürstliche Bauwesen und damit auch den Um- und Neubau des Junkerhauses in Frankfurt an der Oder, in dem die an der Universität studierenden Adligen, später auch Professoren wohnten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird in ihm das Bezirksmuseum untergebracht. 1678 erhält Ryckwaert, wie bereits Michiel Matthysch Smids, die Erlaubnis zum zollfreien Holzhandel. 1681 beginnt er in Zerbst mit dem Bau eines dreigeschossigen Residenzschlosses, das während des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde. Seit 1683 baut er in Zerbst die Trinitatiskirche, die wohl früheste protestantische Zentralraumkirche im mitteldeutschen Raum, deren Beendigung er 1696 nicht mehr erlebt. Im selben Jahr ist der Anfang der Bauarbeiten des Schlosses Oranienbaum nach Ryckwaerts Entwurf östlich von Dessau datiert. Er umgibt es nach niederländischem Vorbild mit einem Wassergraben und konzipiert es wie die Schlösser Schwedt und Zerbst mit Seitenflügeln. Das 1698 fertig gestellte Schloss übersteht bis auf den größten Teil der Innenausstattung den Zweiten Weltkrieg. 1688 zeichnet Ryckwaert den Entwurf für die Johanniskirche in Dessau.

Ryckwaert gehört zu den meistbeschäftigten Baumeistern seiner Zeit in Brandenburg. Wie Smids bringt er niederländischen Einfluss aus seiner Heimat mit. Die innerhalb von drei Jahrzehnten entstandenen Schlösser Sonnenburg, Schwedt, Zerbst und Oranienbaum stellen mit ihrer soliden und zweckmäßigen Bauweise den Beginn einer neuen Epoche in Brandenburg dar.