Direkt zum Inhalt Direkt zur Hauptnavigation

Sprachauswahl

Suche Hilfe
zum Stichwortverzeichnis

Standardnavigation

Hauptnavigation

Evangelische Stadtkirche

Foto: evangelische Kirche
Blick auf die evangelische Kirche

Oderstraße 35, 16303 Schwedt/Oder

Die evangelische Stadtpfarrkirche St. Katharinen ist ein großer, kreuzförmig angelegter Feldsteinbau aus der 2. Hälfte des 13. Jahrhunderts, 1887–1889 erneuert. Diese Kirche ist das älteste erhaltene Bauwerk im Stadtgebiet.

Der Bau des 13. Jahrhunderts war als flachgedeckte kreuzförmige Feldsteinbasilika geplant, ausgeführt wurde lediglich der langgestreckte Chor und das Querhaus. Die niedrigen vermauerten Arkaden zu den ursprünglich vorgesehenen Seitenschiffen in der Querhauswestwand sowie darüber je ein hochsitzendes vermauertes Fenster einschließlich der Lanzettfenster im oberen Teil des Chores sind aus dem 13. Jahrhundert erhalten geblieben. Wohl noch in mittelalterlicher Zeit sind außen Strebepfeiler aus Feldstein vorgelegt.

Am 1. November 1539 empfing Wilhelm von Hohenstein, der zu dieser Zeit die Herrschaft in Schwedt inne hatte, gemeinsam mit dem Kurfürsten Joachim II. in der Kirche zu Spandau das Abendmahl in beiderlei Gestalt und trat damit zum evangelischen Glauben über. Ein Jahr später wurde der erste lutherische Hofprediger in Schwedt und Vierraden bestellt. Damit war der knapp 200-jährige katholische Gebrauch des Gotteshauses beendet.

Unter Graf Martin von Hohenstein wurde die Innenausstattung der Kirche im Jahr 1572 erneuert. 1580 stiftet Martin von Hohenstein einen Schnitzaltar, eine Lübecker Arbeit, die in ihren künstlerischen Feinheiten wohl eines der schönsten Renaissancewerke ihrer Art in der Mark Brandenburg war. Die Kosten beliefen sich auf 3000 Gulden. 1583 wurde die erste Orgel eingebaut, die 1752 durch eine zweite und 1823 durch eine dritte ersetzt wurde.

1612 erhielt die bisher turmlose Kirche einen hölzernen Turm. 1671 befahl die Kurfürstin Dorothea, an dessen Stelle einen Turm aus Stein zu bauen. Dieser konnte jedoch auf Grund der knappen Gemeindekasse erst 1705 vollendet werden.

Dass Disziplin und Aufmerksamkeit der Kirchenbesucher zu wünschen übrig ließen, beurkundete eine Anordnung des Schwedter Markgrafen Philipp Wilhelm aus dem Jahr 1707. Darin wurde die „üble Gewohnheit“ angeprangert, dass die Kirchenbesucher, „anstadt dass die daselbst singen und beten ..., sich dem Schlafe sofort ergeben, danebst auch höchst ergerlich seine Hunde mit in die Kirche laufen lassen ...“. „Kirchenwecker“ und „Hundeaustreiber“ mussten also während des Gottesdienstes ihres Amtes walten.

Am 28. Februar 1887 entstand im Arndtschen Haus (Ecke Post- und Vierradener Straße) eine Feuersbrunst. Dabei wurde der Kirchturm von den Flammen zerstört und auch das Kirchendach schwer beschädigt. Vom Turm blieb nur der quadratische Granitunterbau stehen. Den Wiederaufbau und gleichzeitigen Umbau der Kirche in den Jahren 1887–1889 leitete der königliche Baumeister Ludwig Dihm aus Friedenau bei Berlin (1849–1928), der sich als Architekt auf die Restauration von Kirchen spezialisierte und unter anderem an der Erneuerung von St. Marien in Fürstenwalde und St. Gotthardt in Brandenburg mitwirkte. In Schwedt entwarf er für wohlhabenden Bürger auch Landhäuser.

Die Erneuerung der Schwedter Stadtkirche hatte bauliche Veränderungen im Stil und Geschmack der Zeit zur Folge. Die Tonnengewölbe wurden durch neogotische Kreuzgewölbe ersetzt und um einen Meter erhöht, der Altarraum durch den Anbau einer Apsis beträchtlich erweitert und aus dem Kirchenschiff herausgenommen. An der Südseite der Kirche wurde die Taufkapelle und an der Nordseite die Sakristei und der Saal für die Sitzungen des Gemeindekirchenrates angebaut. Trotz der Anbauten, die die ursprüngliche Kreuzform der Kirche veränderten, blieb der Feldsteinkernbau im Mauerwerk erhalten.

Um die erhaltenen Bestandteile der Renaissanceeinrichtung, vor allem den Altar, wirkungsvoller zu Geltung zu bringen, erhielt die Kirche eine farbige Innengestaltung, die nicht nur auf Zustimmung traf.

Hauptteil der Umbauten war jedoch die Neuerrichtung des Kirchturmes. Er wurde an der Westseite der Kirche auf quadratischem Grundriss in aufwendiger Bauweise ausgeführt und erreichte eine Höhe von 72 Metern. Die Turmspitze war an ihrer Basis von vier Ecktürmchen umgeben. Auch nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und vereinfachtem Wiederaufbau ist dieser Turm ein markantes Wahrzeichen unserer Stadt. Der typisch neogotische Bauwerkstil des Turmes weist viele Rundbögen, runde Formen und Facetten auf, die durch unterschiedliche Tiefen und Abstufungen die Wände des Bauwerks gliedern. Der Turm hat heute nur noch eine Höhe von 32 Meter.

1917 mussten die drei großen Kirchenglocken für die Rüstungsproduktion eingeschmolzen werden. Bereits 1921 konnten dafür drei Stahlglocken mit den Tönen d, f und gis geweiht werden. Diese gelten heute noch als künstlerisch bedeutsam.

Am 18. April 1945 brannte die Kirche ab. Die gesamte wertvolle Innenausstattung wurde vernichtet. Einzig die alte Sakristei an der Nordseite der Kirche hat den Brand unbeschadet überstanden.

1950 wurde die Kirche aus Mitteln des Lutherischen Weltbundes wiederhergestellt. Der Altar wurde an die Westseite versetzt und die Apsis zur Vorhalle umgebaut – eine ungewöhnliche Lösung bei Sakralbauten. Zur Mahnung bleibt der Turm ohne Abschluss. Ihn ziert heute ein einfaches Kreuz aus Holz. Am 10. Dezember 1950, dem zweiten Adventssonntag, kann die im Wesentlichen wiederhergestellte Stadtkirche durch den Landesbischof von Berlin-Brandenburg, Dr. Otto Dibelius, eingeweiht werden. Etwa 1000 Gläubige und 53 Ehrengäste, darunter sämtliche am Bau beteiligten Handwerksmeister, nehmen am Festgottesdienst teil. Baumeister Lück übergibt den Schlüssel des Hauptportals dem Bischof. Der Lutherische Weltbund sendet aus diesem Anlass ein Grußschreiben aus Genf.

1952 wurden die drei Glocken, die den Brand der Kirche und den Sturz vom Kirchturm unbeschadet überstanden hatten, wieder installiert.
1953 konnte eine neue Schukeorgel, deren Schauseite von dem Schwedter Tischlermeister Gerhard Meier stammt, eingeweiht werden.
1991 wurde die Christusfigur im Altarraum durch den Woltersdorfer Bildhauer Stephan Rathgeber fertiggestellt.
Von der Turmplattform hat man einen eindrucksvollen Blick über Schwedt und Umgebung.