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Gedenktafel im Stengerhain (Archiv)

Foto: Granitafel
Gedenktafel im Park Stengerhain am 30. August 2019

Foto: zerstörte Tafelteile am Gestell und auf dem Boden
Zerstörte Gedenktafel im März 2019

Am Freitag, dem 30. August 2019, wurde im Park Stengerhain, an der Bahnhofstraße eine neue Gedenktafel eingeweiht. Sie ersetzt die im März 2019 von unbekannten Tätern mutwillig zerstörte Granittafel, die an einen hingerichteten Wehrmachtssoldaten erinnerte. Auf der Tafel war zu lesen „Hier wurde im März 1945 ein junger Soldat von Faschisten erhängt, weil er den Frieden wollte“.

Die Polizei ermittelt, konnte aber bisher keine Täter feststellen. Die Tafel konnte nicht mehr repariert werden und wurde neu angefertigt. Die Stadtverwaltung holte Angebote ein und das Stadtmuseum recherchierte zu den geschichtlichen Hintergründen.

Sowohl die Willi-Bredel-Gesellschaft Geschichtswerkstatt e. V. als auch das Forum der Wehrmacht, die sich z. B. mit Grablagen von Gefallenen beschäftigen, lieferten wertvolle Informationen, die zukünftig auf einer ergänzenden Tafel erscheinen sollen. Das Gestell konnte nach einer Überholung wiederverwendet werden. Die Finanzierung erfolgte zum größten Teil durch engagierte, geschichtsinteressierte Schwedter und durch den Heimatverein.

Die ursprüngliche Granittafel stammte aus den 1960er-Jahren. Sie ersetzte eine hölzerne Vorgängertafel, die den gleichen Text trug. Der hingerichtete Wehrmachtssoldat war der 20-jährige Panzergrenadier Norbert Robert, der aus Köln oder Umgebung stammte. Ein Zeitzeuge berichtete, dass der Soldat sogar nur 17 Jahre gewesen sein soll. Der Soldat hatte zufällig in einem Flüchtlingstreck, der die Stadt passierte, seine Mutter entdeckt und sie einen Kilometer lang begleitet, um mit ihr sprechen zu können. Dieser Vorfall führte – wegen „unerlaubter Entfernung von der Truppe“ – zu seiner Verhaftung und zur Verurteilung zum Tode. Nach der Vollstreckung trug der Leichnam ein Schild mit der Aufschrift: „Ich, Norbert Robert, habe die Truppe verlassen. Darum musste ich den Tod durch den Strick erleiden.“

Der junge Soldat war nicht der einzige, der in Schwedt wegen dieses Tatbestands standgerichtlich zu Tode kam. Kurt Flöter, Bürgermeister in der 13 Kilometer entfernten Kleinstadt Chojna (damals Königsberg in der Neumark) wurde von einem SS-Standgericht unter Vorsitz des bekannten SS-Kommandeurs Otto Skorzeny, der bis Ende Februar den „Brückenkopf Schwedt“ befehligte, zum Tode durch Erhängen verurteilt. Flöter hatte seinen Ort, der kurz vor der Einnahme durch sowjetische Einheiten stand, ohne Räumungsbefehl verlassen. Das Urteil wurde am 4. Februar 1945 an einer Kastanie auf der Schloßfreiheit in Schwedt vollstreckt. In den letzten Kriegswochen sind insgesamt tausende Wehrmachtssoldaten im Schnellverfahren verurteilt worden. Sie wurden zumeist an Ort und Stelle erschossen oder – zur Abschreckung – an zentralen Stellen des nächstgelegenen Ortes erhängt.